Mogelpackung ÖKOSTROM

Ökostrom ist sehr in Mode gekommen. Nahezu jeder Stromanbieter hat ihn in seinem Angebot. Wir erwarten bei einem solchen Tarif, dass nur Strom aus erneuerbaren Energiequellen geliefert wird. Atomstrom sollte nicht enthalten sein und als unseren Beitrag zum Abbremsen des Klimawandels wollen wir keinen Strom aus fossil betriebenen (Öl/Gas/Kohle) Kraftwerken in unserem Haushalt nutzen. Aber es lohnt sich genauer hinzuschauen. Manches Ökostrom-Angebot entpuppt sich leider als „Mogelpackung“.

Fossiles Kraftwerk

Foto: Grünert

Wie jedem klar ist, gibt es keine seperate Stromleitung für Ökostrom. Der Anbieter muß daher gewährleisten, dass er zu jeder Zeit genau soviel ins Stromnetz einspeist, wie seine Kunden gerade aus dem Netz entnehmen. Die Übertragungsverluste muß der Netzbetreiber ausgleichen. Aber dieser ist nicht verpflichtet seine Stromquellen zu veröffentlichen. Dieser Anteil von ca 10% ist also auch bei Ökostrom „grau“ ohne dass der Verbraucher Einfluss darauf hat. Aber das ist nur der harmlose Teil der weit ververbreiteten Mogelpackungen.

Erneuerbare Energiequellen sind neben Wind und Biogas hauptsächlich Sonne, Wasser, sowie eine Reihe von weniger populären Quellen wie Geothermie und stromproduzierende Heizkraftwerke mit biologischen Brennstoffen. Der große Boom des Ökostroms wurde durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG ausgelöst. Dieses Gesetz garantiert die Abnahme von solchem Strom zu kostendeckenden Netzeinspeise-Entgelten. Gleichzeitig ist jeder Stromanbieter verpflichtet den EEG-Strom zu vertreiben. 2014 hatten wir in Deutschland immerhin einen EEG Anteil des verbrauchten Stroms von 24% und 2015 schon 30%. Jeder Ökostromanbieter muß also den Rest aus erneuerbaren Quellen beziehen, die nicht durch das EEG gefördert wird. Das stammt in Deutschland hauptsächlich aus schon lange existierenden Wasserkraftwerken. In 2014 kam in Deutschland aber nur 6% des produzierten Stroms aus solchen nicht-EEG-geförderten Quellen.
Wie ist es also möglich, dass fast jeder Stromanbieter Ökostrom-Tarife anbieten kann? Hilfreich sind hier die Ökostromzertifikate. Sie können vom Stromproduzenten gegen einen geringen Aufpreis erworben und unabhängig vom Strom verkauft werden. Der produzierte Strom darf dann nicht mehr als Ökostrom bezeichnet werden. Norwegen und Österreich haben überwiegend Wasserkraftwerke und nicht alle Kunden bestehen auf ausgewiesenem Ökostrom. Ein Kraftwerksbetreiber kann durch den Erwerb dieser Zertifikate „Ökostrom“ aus Atom- oder Kohlekraftwerken verkaufen!

Ein anderer Weg ist das „Umverpacken“ des vorhandenen Strom-Mixes. Wenn man Öko- und Nicht-Öko-Tarife anbietet, verpackt man alle erneuerbaren Energien in den Ökotarif. Die anderen Tarife haben dann nur einen geringen EEG-Strom-Anteil. Diesen Weg kann man noch besser verschleiern, wenn die Ökostrom-Tarife von einem Tochterunternehmen unter anderem Namen vertrieben werden.

Wer mit dem Bezug von Ökostrom wirklich zu einer nachhaltigen Änderung unserer Stromversorgung beitragen möchte, sollte nur Stromanbieter wählen, die ausschließlich Ökostrom anbieten. Leider kann die vorgeschriebene Stromkennzeichnung des verkauften Strom-Mixes die beschriebenen Mogelpackungen nicht entlarven. Daher sollte man darauf achten, dass der Anbieter seine Stromlieferanten konkret aufzählt. Einen internationalen Ökostrom-Zertifikatehandel kann man damit ausschliessen. Solange der Stromversorger nicht deutlich seine einzelnen Stromquellen auflistet, sollte man von ihm Abstand nehmen. Nur so ist man sicher vor einer Mogelpackung, die weiter die Produktion von fossilen Strom-Kraftwerken fördert!

Schauen Sie gleich auf die Webseite Ihres Stromanbieters. Der Wechsel zu einem ehrlichen Ökostrom-Anbieter ist einfach und schnell erledigt.

 

Weitere Informationen: Robin Wood: Ökostrom-Report

 

2 Antworten

  1. Klaus Grieger sagt:

    Der Stromanbieter sollte oben gesagtes durch ein unabhängiges Stromlabel nachweisen können.
    Diese ehrlichen Stromanbieter sind ja schnell aufgezählt: Greenpeace Energy, Bürgerwerke, EWS und Naturstrom, wobei die Bürgerwerke das in Reinform machen und jedes Ökokraftwerk direkt unter Vertrag haben.

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